Die Hexe und die Welt

Aus einer dunklen stillen Ecke
lebensgroß, bedrohlich grau,
kommt hervor die alte Hexe
dunkel ist die alte Frau.

Hebt die Hand zum Zauberspruche?
Zeigt mit Fingern auf Dich gar?
Will wohl noch mit Teufels Spucke
dir ans Leben dieses Jahr.

„Holt den Richter und den Henker,
Garaus macht der Teufelsbrut.
Werft sie tief in einen Kerker,
dass sie niemals wieder ruht“

„Stapelt Holz zum großen Feuer,
zündet an der Flammen Wut.
Werft die alte Hexe heuer
noch in diese heiße Glut“

Doch wenn dieser Mob verstummet
wenn der Lärm der Menschen fort
höret doch der Alten Worte
ruft sie noch an diesem Ort:

„Oh Ihr Menschen gnadenlose,
sündenfrei Ihr niemals seid,
sehet welche grausig Werke,
ihr getan in Eurem Neid“

„Wollt Ihr denn all die vernichten
die Euch fremd und grausig sind?
Sie ihr eigen Werk verrichten
und nicht folgen jedem blind“

So jedoch geschehen ist es
und wird immer wieder sein
heut ist’s nur nicht mehr das Feuer
mit dem weiten warmen Schein.

Doch der Rauch ist nicht verzogen
Schwelt er noch im Geiste gar
all der dummen und der geilen
geifernd, sabbernd Menschenschar.

Wenn der Mob dem Dummen folgend
fällt herein ins Menschenglück,
dann ist niemand mehr noch sicher
diese Welt sie wird verrückt.

 

Anudai 2013

Heute Morgen

An einem Faden aufgehängt
ein Häuschen stark im Winde schwenkt
es zwitschert lustig immer fort
an diesem kleinen Futterort

die Meisen hüpfen, tanzen gar
ich denke nach und werd‘ gewahr
das alles was um mich passiert
die Meisen gar nicht interessiert

warum frag ich mich, schalt ich dann
das doofe Radio ständig an
und höre diesen ganzen Kram
mir jeden Morgen dauernd an

Ich setz mich raus mit Deck und Schal
mit einem Buch und schau einmal
wie sich das anfühlt bei den Meisen
die auf die ganzen Krisen schei……….

Anudai 2015

Klage an Gott

Gott
Ich klage Dich an

Für meine Geburt
Für meine Schmerzen
Für mein Leid
Für mein Leben

Ich spucke auf Dich
Für alles
Was ich aushalten musste
Für all die bösen Dinge
Die Du zugelassen hast
Für all den Hass
Für all die Trauer
Für all die Einsamkeit

Wo warst Du
Als ich Dich brauchte

Wo warst Du als meine Seele Feuer fing
Als all das Leben keinen Sinn ergab

Wo warst Du als ich einsam war
Als ich jemanden brauchte

Wo warst Du als man mich schlug
Mir die Seele heraus prügelte

Du sitzt da und schaust zu
Oder gibt es Dich nicht

Ist alles nur ein böser Traum
Ist alles umsonst

Eines Tages werde ich es wissen
Und dann hüte Dich vor meinem Zorn

Du Gott!

Anudai 2015

Schlaflos

Schlaflos
Keine Träume mehr
Die Seele brennt
Ich lächle

Wie ein stiller Ozean
Keine Welle
Kein Wind

Unter der Oberfläche
Lauert der Tod
Je tiefer
Je tiefer

Aufgeben
Fallen lassen
Tod mein Freund
So warm
Und still

Ich öffne den Mund
Stille
Kein Schrei
Versuche es
Stille
Hört mich jemand

Ich sehe lächelnde Gesichter
Gut gekleidete Menschen
Sie öffnen den Mund zur Fratze
Und ein Ton in meinen Ohren
Wird lauter
Lauter
Ohren zuhalten
Will laufen

Mahnungen der Geister der Vernunft
Erreichen mich
Sie flüstern Floskeln

Hinter meinen Augen
Trockene Tränen
Druck
Lider schließen nicht
Wach sein
Kein Traum

Und übrig bleibt
Einsamkeit

Anudai 2015

Freunde

Des Tages Schein
Wird niemals ewig
Des Freundes Sein
Siehst nur im Licht

Und kommt die Nacht
So wird Dein Schatten
Dich gar verlassen
Weil es dunkel wird

Anudai 2015

Alptraum

Blut ist dicker als Wasser
Schwebende Brocken
Genetisch kompatibler Reste

Seelensaugende Menschenmasse
Freundlich grinsender Anstand
Und immer schmerzt mein Herz

Schreiend wache ich auf
Erschlagen von Rücksichten
Mein Hirn finde ich im Bett

Und alles endet im Brei von Blut
Das dicker als Wasser ist

Ich rufe ins Nichts
Mein Hals schmerzt mir
Meine Stimme versagt
Mein Herz pocht

Kein Wort zu sagen
Fragen geben sich die Hand
Antworten tanzen im Ringelrein
Singend das Lied des Blutes

Das dicker als Wasser ist

Die Faust geballt zum Streicheln
Tränen suchende Antworten
Verständnisvolle Wut

Feige kriecht sie fort
Die Wahrheit
Die Gerechtigkeit
Die genetisch kompatiblen Reste

Von Blut das dicker als Wasser ist

Anudai 2015

Allein in meinem Bett

Ich sehe Dein Lachen
Ein Leben sieht mich an
Leise rauscht der Wind durch die Äste
Kühl weht er hinein in mein Zimmer

Ich sehe Dein Lachen
Höre Deine Stimme
So weit weg
Und doch fühle ich Dich
Hab einen Kloss im Hals
Und Enge in der Brust

Wird es das letzte Mal sein
Frage ich den Wind
Doch der Wind rauscht leise durch die Äste
Des Baumes an meinem Fenster

„Geduld“ flüstert der Wind
„Liebe“ singt die Nacht
„Stille“ sagt die Liebe

Und Deine Stimme rauscht leise
Durch die Äste des Baumes
„Gute Nacht“

Ich schlafe fest………..

Doch als ich erwachte war alles nur ein Traum.

Anudai 2014

Nachtgedicht

Es ist Nacht
die Stadt
ihre Träume
aufgesetzte Arroganz
verstummt im Geschrei der Stille
dumpf bäumt sie sich auf
bis sie in Dunkelheit
und im Klang der Glocken verstummt

die Farbe verliert sich im Grau des Himmels

ich wandere durch die Stadt
erleuchtete Fenster
als wollten sie mir sagen ,, verlass mich nicht,,
noch im Vorübergehen
sehen sie mir nach
Ich achte sie nicht
und der Schlag der Glocken erinnert mich daran
wie spät es für mich ist .
Wie parallele Welten die ich nicht zu erreichen vermag suche ich nach Antworten
aber mehr als Fragen finde ich nicht
Ich sehe in Gesichter
Modekatalog
kritikverlassene Geister moderner Welten
keine Fragen
keine Antworten
made in China
billig imitierte Lebewesen mit Schnäppchencharakter
ich wende mich ab
Still
und gehe

ANUDAI 2014

Wenn meine Tränen ein See wären….

Wenn meine Tränen ein See wären
Und ich ein Boot
Wenn meine Tränen ein Fluss wären
Und ich ein Baum
Wenn meine Tränen ein Meer wären
Und ich eine Insel

So wäre ich verloren
Im Strudel meiner Schmerzen
Im Irrsinn meiner Standhaftigkeit
Im Starrsinn meiner Hoffnung

Oh Liebe lass mich ertrinken
Lass mich los
Nimm all meine Kraft
Und lass mich aufgeben
Und mich versinken
Auf den Grund meiner Seele
Und erlöse mich
Vom Schmerz
Von Sehnsucht
Von Hoffnung
Von Heute
Von Morgen

Von Dir
Oh Liebe,
Wenn meine Tränen ein See werden

Anudai 2013

Das Gerücht

Im Dunkel lauert still und schweigend
Das Ungetüm mit starrem Blick
Und wartet bis es sich ereignet
Des Schicksals einer Augenblick

Es kriecht sodann und ohne Gnade
Durch jener Menschen Blick
Die alles auf der Welt schon haben
Nur keiner Liebe Herzensglück

Es hasst die Freude und das Lachen
Es spuckt auf Leben, Lieb und Glück
Es schleudert seine bösen Sachen
In jedes Haus und Stück für Stück
Vernichtet es der Wahrheit Güte
Der Freundschaft festes Lebensglück

So kriecht es fort und wo gewesen
Vernimmt man seinen Restgestank
Der niemals richtig fort wird gehen
Gerüchte ziehn ein Leben lang

Und solltest Du ihm einst begegnen
So schleich Dich fort, ja flieh geschwind
Denn sonst wird es nur Böses regnen
Und glauben wirst Du’s wie ein Kind

Anudai 2013