Krieg

Es ist Krieg
es ist immer noch Krieg
Vorsicht
Aufpassen
wer klopft da

Du streichelst meine Hand
Mein Gesicht
Meinen Körper

doch ich starre in die Nacht
schließe die Augen
spüre Deine Wärme
Du bist so weit weg
spüre Deine Nähe
Du bist so weit weg

Ein Geräusch
es ist Krieg
es ist mein Krieg

Und doch…
Ich liebe Dich

Anudai 1997

Ruhe

Musik klingt mir weich ins Ohr
Stille
Ruhe
leises knistern einer Kerze

Ihr Schein wirft meinen Schatten
fahl, kalt, verzerrt
auf die Decke meines Bettes

monoton die Musik
wie das Plätschern eines Baches
umspült sie meine Seele
und legt alles frei

nackt liegen sie da
meine Gedanken
im Schein der Kerze

meine Gedanken an Morgen
gestern
heute
Dann hüllt es mich ein
das Plätschern der Musik

betäubend
ruhig
Stille

Schlaf

Anudai 1979

Traum einer schlaflosen Nacht

Wenn der Tag zur Nacht wird
Das Licht der Dunkelheit weicht
Wenn mein Bett mich wärmt
Und meine Augen den Schlaf suchen
Dann träume ich –

Von dunklen Schatten
Die meinen frierenden Körper berühren
Von Augen die mich auslachen
Leise flüstern sie mein Schicksal

Doch manchmal
Manchmal ein kleiner Funke
Ich nehme ihn und er leuchtet
Er gibt mir Mut und wärmt mich

Ich sitze mitten auf einer Wiese
Ich sitze da und denke an Dich
Allein
Viele Farben verschwimmen vor meinen Augen
Ich halte eine Blume in der Hand
Genieße ihren Duft
Den Duft Deiner Haut
Stille
Ich gehe ein Stück
Ein Frosch springt zur Seite
Ein Igel rollt sich ein
Der Wind singt leise ein Lied

Auf einem Tümpel schwimmt ein Blatt
Ich schaue ins Wasser
Und sehe Dein Gesicht
Wieder Stille um mich

Ich schaue auf zum Himmel
Und dort sehe ich den Regenbogen
Die Wolken ziehen vorbei
Sie bedecken die Sonne
Und es wird wieder dunkel
Schatten
Nichts
Nur das Leuchten meines Funkens

ICH HALTE IHN GANZ FEST

Anudai 1986

Seltsam

Traumsequenz

Niemals habe ich Dich berührt
Niemals habe ich Dich geküsst
Niemals habe ich tief in Deine Augen gesehen
Niemals habe ich Dich gestreichelt

Und doch ich habe Dich berührt
Ich habe Dich geküsst
Ich habe tief in Deine Auen gesehen
Ich habe Dich gestreichelt

Ich habe Dich geliebt

Und doch habe ich Dich niemals berührt

seltsam

Anudai 2001

Der Tod und das Leben

Meine Sprache ist tot
Mein Leben ist einsam
Meine Nächte sind kalt

Und doch ist da dieser Schimmer
Immer wieder scheint er herein
In mein Grab
Doch wachte ich auf
wird er wieder gehen
und ich werde einsam sein

Ich bleibe liegen
Denn nichts ist schlimmer
als unter Toten zu leben

Anudai 1998

Das Klo (aus der Reihe „Klogedichte“)

das Klo der Weisheit letzter Schluss
ist dieser Ort an dem man muss
dort kam so manchem großen Wesen,
denn hier kann man so ruhig lesen,
der Geistesblitz der manches mal
beendet hat des Menschen Qual.
Auch ist so manchem großen Geist
die Kunst entfleucht, die Dichtung heißt.

Doch eigentlich so wie wir wissen
hat jeder hier doch nur geschissen!

Anudai 1999

Das Gästehandtuch (aus der Reihe „Klogedichte“)

Das Gästehandtuch ist ein Ding
man hängt es für die Gäste hin
Das Oberteil ist fürs Gesicht
Das Unterteil ist dafür nicht
Das Tuch daselbst ist stark gedunkelt
Des Waschens wegen, wie man munkelt

Doch fällt es dann einmal vom Haken
Drehs richtig rum das alte Laken

Anudai 1999

 

Ein Liebesbrief

Verehrtes geliebtes Fräulein,

nachfolgende Zeilen mögen Ihnen den Wohlgeruch unseres Daseins vermitteln. Ich vermag Ihnen nicht die Gefühle zu offenbaren, noch sehe ich mich würdig, Ihnen diese Zeilen zu schreiben.
Sein Sie jedoch versichert, dass die Geschöpfe der Nacht nicht ruhen und immer in Ihrer Nähe verweilen, solange Sie, verehrteste Liebende, dem Hauch des Unwirklichen eine Chance geben Sie zu erreichen.
Niemals wird Einsamkeit den Weg Ihres Daseins kreuzen, wenn die Dunkelheit Ihr und unser Freund ist.
Mir selbst dürstet nach Wärme, aber der Schmerz des Verlassens ist kleiner als das Wissen um die Existenz der Dunkelheit,
dem Hort den niemand betritt, nur wir, die Geschöpfe der Nacht.

Weder Tod noch Teufel sind unser Feind, noch sind sie unsere Freunde.
Ein Gott selbst hat uns geschaffen um Licht in die Wirren der Seele zu bringen.
Gehen wir auf einen langen Weg der Erkenntnis und wandern wir durch die Nacht.
Es wird schwer sein doch wird der Lohn, das Wissen über die dunkle Seite, die Seite dessen wir uns nicht schämen müssen, das Verlangen die Lust und die unendliche Exstase in einem nicht enden wollenden Reigen der Gefühle sein.
Wir sind die wahren Liebenden.
Nun sehen wir uns wieder in einem nächsten Leben.
Wir, die Geschöpfe der Nacht.

Anudai

Ein seltsamer Traum

Ich steh auf einem hohen Berg.
Um mich herum Nebel,es ist Dämmerung.
Stimmen aus dem Hintergrund.
Ich höre säuselnde Stimmen aus dem Hintergrund.

Ich habe das Gefühl,es wartet jemand auf mich.
Es wartet jemand auf mich,es schaut mich jemand aus dem Dunkel an und
wartet auf mich.
Jetzt eine liebliche Stimme irgendwo aus der Ferne,doch
das Grauen kommt immer näher und ich merke,
doch es wartet noch,es wartet noch,
ohne mich zu stören.

Doch,da ist es,ich fange an es zu sehen.
Es kommt wie ein riesiger dunkler Berg auf mich zu und
ich kann es noch nicht im Nebel erkennen.
Es ist ein riesiger Mensch,der wie ein Affe gebückt durch den mich
umgebenden Sumpf watet.
Schon kann ich seine Augen durch den Nebel glühen sehen.

Ein Lächeln liegt auf seinen Lippen.
Seltsam,ich empfinde keine Angst vor ihm
und gebe ihm meine Hand.
Er hebt mich hoch und trägt mich durch den Nebel fort,
in die Dunkelheit des Sumpfes.Schon habe ich den Hügel aus den
Augen verloren und nur noch Nebel um mich herum.

Ich stehe plötzlich allein im Sumpf.Ich höre Gesang ,Gestalten
huschen,sehe ihre Schatten um mich herum wieseln und gehe langsam vorwärts.
Seltsam,ich glaube der Nebel hat kein Ende.
Der Gesang wird immer deutlicher.Etwas fällt mir vor die Füße.
Es ist eine Hand !
Sie fällt mitten in den Matsch und versinkt darin.

Der Nebel verzieht sich plötzlich
und es sind Mönche zu sehen,die mich anstarren.
Ich kann ihre Gesichter nicht sehen.
Ich sehe nur ihre glühenden Augen und sie kommen auf mich zu.
Ich kann nicht mehr weg es geht nicht mehr.
Langsam kommen sie auf mich zu und ich merke,
wie sie die Hände nach mir ausstrecken.

Ich sehe ihre Hände,alt,runzlig,als wären sie mumifiziert.
Sie singen Gregorianische Gesänge und ziehen Kreise um mich herum.
Der Nebel kommt wieder und verdeckt die Mönche.
Er zieht genau in meine Richtung und ich kann wieder nichts sehen.

Plötzlich merke ich wie der Boden unter meinen Füßen nachgibt
und ich versinke.
Ich ertrinke aber nicht,sondern werde wie ein Fahrstuhl in die Tiefe gefahren.
Ich stehe jetzt in einer großen Höhle voller hell leuchtender Kristalle und
rieche frischen Wind,ich rieche frisches Gras,Blüten und es weht ein leichter
Wind um meine Nase.
Ich stehe auf einem Felsbrocken.Ich steige herunter und
schaue mich um,es ist wunderschön.Kristallin hängen die Zapfen von der
Decke,wenn man sie berührt gibt es einen feinen Klang,wie der Klang einer
Harfe.Ich fange an zu spielen und plötzlich hallt es von den Wänden wieder und
ein Orchester fängt an zu musizieren.
Wunderschöne Klänge erreichen mein Ohr und
meine Angst ist fast verschwunden.

Stille.
Ich höre es poltern,der Wind ist weg,die Klänge sind weg,
die Zapfen machen keine Töne mehr.
Jetzt ist er wieder da,der Wind,doch etwas bedrückt mich.
Ich komme nicht von der Stelle.
Ich stehe da und bin wie angenagelt.
Jetzt höre ich ein Brummen im Gang vor mir.
Es fällt Licht in den Gang.
Ich sehe Schatten,die sich unterhalten.
Haben sie mich entdeckt?
Ich komme nicht von der Stelle.
Ich spüre und höre ihre Herzschläge.
Gerade traf mich irgendetwas.
Ich versuche es ausfindig zu machen.
Ich kann es nicht entdecken,
es war etwas seltsames.
Ich spüre etwas fasst mich an,ich kann es nicht sehen,
ich spüre Angst in mir aufkommen,wahnsinnige Angst,

es hat mich umarmt und hält mich fest.
Ein rot berockter Mönch kommt auf mich zu.Er lächelt und hat ein
Zepter in der Hand,mit dem er auf mich zeigt,
jetzt lächelt er nicht mehr
und sein Gesicht wird zur Teufelsfratze.
Ich bin also das Opfer,das
was mich festhält zieht mich nun nach hinten.
Ich wehre mich nicht und
auch meine Angst schwindet langsam.
Ich sehe einen riesigen Dolch auf mich
zuschnellen,seltsam,ganz langsam dringt er in mein Herz und ich schließe
glücklich die Augen,als habe ich darauf gewartet.Ich spüre Wärme in mir und
ich habe das Gefühl ich schwebe,ich könnte weinen vor Glück.Ich steige auf in
den Himmel und fliege über die Welt,ich fliege über Berge und Täler,sehe alles
noch einmal vor mir und genieße dieses Gefühl.Ich steige und steige immer
weiter.Ich sehe die Sonne,wie sie aufgeht,fliege in die Wolken und höher und
höher,schneller und schneller.Dann sehe ich die Stadt,aus Gold,mit ihren
Türmen.Ich lande dort.

Alles glänzt im Scheine der Sonne und Menschen mit langen Gewändern
umgeben mich,sie achten nicht auf mich und ich gehe zwischen ihnen hindurch
Alles ist so sauber hier.
Ich sehe mich im Mittelalter wieder,eine wunderschöne Frau kommt auf mich zu
und nimmt mich an die Hand,wir laufen hinaus auf die Wiesen,laufen durch die
Blumen hindurch und lachen und ich bin glücklich,sie schaut mich an und ich
versinke in ihrem Blick,unendlich tief.
Ich spüre ihre Lippen,doch etwas bedrückt mich nun.

Ganz langsam schleicht sich etwas ein,ist das alles wahr?
Ich werde das Gefühl nicht los,als sei alles nicht wahr.
Ich sehe diese Frau vor mir und kann sie nicht mehr festhalten.
Sie wird durchsichtig und ist verschwunden.
Jetzt sehe ich mich selbst,
ich fliege von mir weg,
sehe mich auf der Wiese stehen und höre mich schreien,
Ich will nicht weg,
aber ich entferne mich von diesem Ort und
komme zurück in die Realität,hier am Schreibtisch,
in meiner öden Gegenwart.

Anudai 1982

Mensa

Säuseln
Der Spiegel in der Tasse
Leere im Kopf

„…hast Du den neuen Dozenten schon gesehen?……“

Stühle rücken
Geschirr klappert
Besteck knallt zu Boden
Ach, es war nichts Besonderes

Die Welt ist draußen
Und mir wird übel
Ich spüle mir den lauwarmen Kaffee runter
Mir dreht sich der Magen um
Ein paar Frauen lächeln herüber
Mir ist immer noch schlecht

Keiner da
Und doch so viele
Beim Anblick meines Kaffees
Befällt mich die Einsamkeit

Ich gehe

Anudai 1983